Gespräche mit einer alten Katze Aufzeichnung vom 04.10.2017
Kann man mit einer Katze sprechen? Ja.. es geht.. und ohne Worte. Wenn man tief in die Augen einer Katze schaut.. dann fängt diese an zu erzählen..so wie beim Katerle. Er erzählt:
Mein Leben als Streunerkatze mit Höhen und vielen Tiefgängen, immer am Abgrund gelebt. Ich fange mal so an…
Irgendwann bin ich im Jahr 1998 geboren worden… irgendwo in einem Heu- und Strohlager, es war warm und es gab noch einige Geschwister. Meine Mutter war schon älter, aber sie hat uns viel gelehrt und beigebracht. Sie hat uns immer vor den großen bösen Zweibeinern gewarnt… da sagte sie.. ihr müsst aufpassen und immer schnell weglaufen, die sind böse.. und wenn sie euch fangen dann werdet ihr getötet. Ich hatte so eine große Angst vor diesen fremden, laut schreienden Wesen und noch viel größere Angst vor diesem Vierbeiner namens Hund der uns immer gejagt hat. Unsere Mutter brachte uns später immer tote Mäuse mit.. dann halb lebendige .. die wird dann töten mussten.. aber lecker waren die schon! Dann sprach unsere Katzenmutter zu uns… dass wir nun alt genug sind und uns selbstständig machen müssen, event. Sogar eine neue Heimat suchen , aber wir sollten aufpassen und immer auf der Hut sein.
Wir waren fast 3 Monate alt und wir trauten uns heraus… dann sah uns dieser Zweibeiner, der Mensch… und ergriff eine von meinen Geschwistern.. meine Katzenmutter schrie nur… lauft schnell weg.. lauft weg.. schnell.. schnell!
Ich lief.. und lief.. durch hohe Gras… dann über Straße… uii.. das war knapp.. da kam ein Auto.. aber ich hatte es geschafft. Mein kleines Herzchen raste… aber ich lief weiter.. weiter… ich hatte nur noch Angst. Irgendwann war ich im Wald, ich war müde.. und ich legte mich zwischen den Baumwurzeln, wollte nur noch schlafen. Ich träumte von meiner lieben Katzenmama… ich vermisste ihr Schlecken und Schnurren.. und ich vermisste meine Geschwister. Am Morgen weckten mich viele Vogelstimmen.. und ich hatte Hunger! Irgendwann schaffte ich es.. meine erste Maus zu fangen.. boah.. war ich stolz auf mich! Mein Selbstbewusstsein stärkte sich dadurch. Der Wald wurde bald meine Heimat und ich wurde zum Selbstversorger.
Mittlerweile war ich ein großer, kräftiger Kater geworden… und es wurde Zeit.. dass ich mir eine Katzenfrau suchen sollte. Da gab es genug… aber auch Rivalen.. egal.. mit denen wurde ich fertig. Leider mussten meine Ohren dran glauben. Einige Jahre war ich in einem festen Revier gewesen, alles Katzendamen gehörten mir. Dann gab es einige Jungspunds.. und es folgten Niederlagen… also zog ich weiter.
An verschieden Häuser, Bauernhöfe kam ich vorbei.. Hunde wurden auf mich gehetzt, wurde mit Steinen beworfen.. dann wollte jemand sogar einen Jäger rufen, der mich erschießen sollte! Mehrmals hatte ich mich in deren Wintergarten nieder gelegt.. dort war es warm.. und es gab einen Teller mit Futter! Außerdem war da noch eine dreifarbige, ältere Katzendame.. die hat mich mit fressen lassen. Den Wintergarten habe ich natürlich dann voll nach meinem Geschmack und Duftnot -dekoriert- . Deswegen sollte ich erschossen werden ! Also.. verließ ich diesen Platz.. und wanderte weiter!
Auf meinem Weg traf ich dann viele, ja sogar sehr viele Katzen die alle freundlich zu mir waren! Sie alle hatten den gleichen Fellduft… der war angenehm.. es strahlte so viel Wärme und Liebe aus. Aber ich hielt mich im Hintergrund und beobachtete wohin die vielen Katzen gingen. Oh.. da war sogar ein Stroh- und Heulager.., Pferde und auch Ziegen. Alle Tiere waren so zufrieden, alle gut ernährt… Sie alle sprachen und zeigten mir, dass ich hier keine Angst haben muss, hier ist jeder Vierbeiner willkommen, jeder bekommt hier Futter und einen warmen Schlafplatz. Aha.. ich ging weiter… durch den Garten.. und schaute zu.. wie die anderen Katzen reihen weise durch die immer wieder geöffnete Terrassentür gingen. Jeder wurde dort mit seinem Namen begrüßt. Zwischendurch kam diese Frau hinaus, rief einige Namen.. und schon kamen wieder Katzen angelaufen!
Ich verstand die Welt nicht mehr.. meine Katzenmutter hatte mich doch vor diesen Zweibeiner-Mensch gewarnt.. und hier laufen alle meine Artgenossen in das Haus hinein. Das musste ich mir etwas näher ansehen. Mutig ging ich in Richtung Terrassentür und blieb ca. 3m davor stehen. Da saßen ca. 30 Artgenossen an den gefüllten Futtertellern und einige hatte tolle Schlafplätze.
Ehm.. ich überlegte jetzt.. ob in der Maus etwas war.. Drogen??
Ich traute meinen Augen nicht… dann öffnete sich die Tür und die Frau schaute mich an und sprach: oh.. ein Neuer.. wer bist du denn… du bist ja ein hübscher Kater… hast du Hunger ?? Warte.. ich hole dir etwas!
Mein Herz hörte kurz auf.. und ich lief schnell weg….
Die Tür war zu.. und kurz danach stand auf der Terrasse eine gr0ßer Teller mit Futter!
Ich glaubs einfach nicht…. Und zögernd bin ich dann dort hingegangen… und es war sooo lecker.. ratz- fatz.. der Teller war leer.. und dann bin ich schnell wieder weggelaufen.
Oh man.. das war ein Festessen gewesen ! Müde und nach langer Zeit bin ich ohne Magenknurren im Strohlager glücklich eingeschlafen. Tagsüber war ich unterwegs.. und jeden Abend stand der Futterteller nur für mich (!) auf der Terrasse.
Dabei schaute mir die Frau immer durchs Fenster mir zu und sprach etwas … die Stimme war angenehm und ruhig, so dass ich keine Angst hatte. Aber eines Abends war der Futterteller da.. aber die Frau stand nicht am Fenster. Komisch… egal.. ich fraß und nachdem ich fertig war.. schaute ich wieder durchs Fenster.. nichts…
Aber dann.. bekam ich einen Schrecken.. die Frau saß im Stuhl auf der Terrasse und hat mir die ganze Zeit zugeschaut. Oh Alter.. vor lauter Hunger … war ich unvorsichtig geworden… und dann lacht die Frau auch noch ! Was für eine Demütigung… Ich habe ihr dann einen ganz, ganz bösen blick zugeworfen.. und sie lächelte immer noch.
So ging es die nächsten Tagen immer.. mein Futterteller immer voll und die Frau saß egal welche Uhrzeit ich kam .. auf der Terrasse und sobald ich kam, fing sie zu erzählen an ! Ja .. ich gewöhnte mich an die Stimme. Einmal war sie nicht da gewesen, nur der Teller.. ich habe sie vermisst.. aber das gebe ich ungern zu.
Dann stand der Teller immer wieder woanders.. er rückte immer mehr in die Nähe dieser Frau. Aber das war mir egal.. ich hatte immer einen großen Hunger. Manchmal hat sie ihre Hand herunter hängen gelassen… ups.. da war ich aber erschrocken. Aber die Hand hing da nur runter… also.. beschnupperte ich diese Hand und nahm den Geruch auf, er war angenehm!
Jeden Abend war das so… und irgendwann zwischen diesen Erzählungen strich diese Hand über meinen Kopf und rücken. Oh man… ich habe da gefaucht und gespuckt… und diese Frau hat mich dann wieder ausgelacht. Bin dann beleidigt gegangen..
Aber der Hunger trieb mich wieder zurück. Um ehrlich zu sein.. unangenehm war es nicht.. also ließ ich es zu, dass sie meine Felldecke streicheln konnte.
Heute kam die Fortsetzung… 11.10.2017
So habe ich „Katerle“ kennen gelernt… und ich musste mich beeilen sein Vertrauen zu gewinnen. Die Zeit rannte uns davon.. da die Nachbarn dem Jäger schon Bescheid gesagt haben. Dieser sollte ihn erschießen… weil er immer in deren Wintergarten markiert hat. Diese Menschen waren auch eher charakterlos, tierfeindlich usw. Ich fand diese Aktion von Katerle genial.. habe ich ihm aber nicht gesagt!
Auch der Umzug nach Österreich hat er gut verkraftet… und hier wurde er ein richtiger Katzenpolizist. Sobald es irgendwo Ärger oder Streit gab.. stellte er sich mutig dazwischen, einer Links …einer Rechts.. von ihm bekam jeweils eins um die Ohren.. und schon war Frieden.
Später musste er sich nur noch dazwischen stellen. Jeder , aber auch wirklich jeder hatte Respekt vor ihm, auch jetzt noch!
Er ist alt geworden… manchmal legt er sich noch in die Sonne und träumt. Längere Spaziergänge macht er nicht mehr mit. Sein Herz will nicht mehr so richtig.. auch hat er immer wieder Wasser in der Lunge. Das Atmen fällt ihm schon schwer.
Am 10.10.17.. war sein 2. Tierarztbesuch in seinem Leben ! Die Lunge, Herz wurde geröntgt. Sein Herz ist stark vergrößert.. Wasser in der Lunge, dazu kommt ein Herzrasen.. und ein starke Bauchatmung.
Aber er kämpft… wie immer.. er hat immer in seinem Leben gekämpft.
Ach lieber , alter Katerle.. du machst es mir sehr, sehr schwer. Du warst früher ein Einzelkämpfer, du hast niemals liebe Menschen kennen lernen dürfen, immer wurdest du verjagt. Dann habe ich gekämpft.. ich wollte, dass du zu mir kommst, du solltest hier bei mir eine neue Heimat mit viel Liebe, Futter und Wärme bekommen. All das, was du bisher noch nie kennen lernen durftest. Fast ein Jahr hat es gedauert… aber meine Ausdauer hat sich ausgezahlt.
Ich dachte, du könntest noch einige Zeit bei uns bleiben.. der herrlichen Altweibersommer nochmal genießen. Aber nein… Der Mensch denkt.. und Gott lenkt. Heute am Abend haben wir uns gemeinsam auf die letzte Fahrt gemacht.. nur wir beide allein. Ich wollte dich noch nicht gehen lassen… du warst doch gerade mal 4 Jahre erst bei mir … aber dein blick sagte alles, du wolltest nicht mehr.
Das Loslassen… die Seele des geliebten Tieres gehen lassen… man braucht viel Kraft dazu. Meine Tränen haben dein Fell etwas nass gemacht und du hast mich etwas komisch angeschaut… habe ein kleines Handtuch genommen.. und meine Spuren abgetrocknet. Jetzt bist du auf dem Weg zur Regenbogenbrücke… du hattest ein langes Leben gehabt, die letzten Jahren waren wohl die schönsten für dich gewesen.
Heute Abend ist es sternenklar… Kurti und Katerle.. so heißen die neuen Sterne im Sternenhimmel.